Dienstag, 21. Mai 2013

I Still Look For Your Face In The Crown

Ich vermisse sie. Es gibt kaum einen Tag an den ich nicht an K. denke. Seit Februar.

Ich denke an komische Dinge. Ich denke an unsere erste Begegnung. Ich denke an ihre markante rauchige Stimme. Ich denke daran wie viel Spaß die Arbeit gemacht hat und wie furchtbar alles war als sie längere Zeit krank war. Ihr strenge Art und ihr weicher, liebevoller Kern, den nicht immer jeder sehen konnte. Aber ich liebte diese seltene wundervolle Seite an ihr.
Und dann gibt es diese Momente in denen ich mich so schuldig fühle. Ich hätte mir mehr Mühe geben sollen mit meinem Wichtel-Geschenk. Ich hätte ihr bei sagen sollen, wie sehr sie mir beigebracht hat und wie dankbar ich ihr bin, dass sie mich als Kollegin so geschätzt hat. Und dass ich ihr bei unserer letzten Begegnung noch eine Kippe schulde.

Ich war nicht bei der Trauerfeier. Ich war nach der Zeit nicht mehr in Magdeburg und hab mich vergraben. Ich erzählte meiner Mutter und meinem Freund (die einzigen Menschen die davon wissen), dass ich darüber hinweg bin. Ich habe nicht gelogen, aber ich habe herausgefunden dass ich es nicht bin und dass mich diese Sache noch sehr belastet.

Ich fange an mit zittern, wenn ihr Bild auf Arbeit sehe. Ich habe einen Kloß im Hals wenn ich beiläufig erwähne, dass eine Kollegin auf Arbeit verstorben ist. Es ist schwer. Und ich möchte es jemanden erzählen. Aber ich kann nicht. Weil dann alles wahr wird. All meine Gedanken werden real und werden ausgesprochen...
Deshalb denke ich im Lied If You Could See Me Now von The Script an K. Ich singe laut mit und meine jedes Wort. Das ist mein Gedenken.

Und um Abzuschließen gibt es noch eine Sache, die ich tun kann. Aber dafür, dass weiß ich, brauche ich eine Menge Mut.

Dienstag, 2. April 2013

the part of me that hit the wall III

Am Abend zuvor hatte ich mir vor genommen, beim nächsten Telefonat würde ich meiner Mutter erzählen, wie schön der Tag war. Wie gut es mir geht und dass ich mich bald auf zu Hause freue.

Mit Blaulicht und meiner ersten holprigen Krankenwagen fahrt begann mein Tag. Ein (glücklicherweise noch leichter) Unfall auf Arbeit und ich musste Jemanden ins Krankenhaus begleiten. Ungeduscht und noch völlig verschlafen sowie verwirrt vor Sorge stürmte ich auf Arbeit um zu helfen.
Als ich aus dem Krankenhaus kam und die Lage sich einigermaßen beruhigt hatte verging der Tag nur schleppend. Immer wieder verfing ich mich aus irgendeinen Grund immer wieder in Gedanken. Bis ein Kollege mich zur Seite nahm und mich fragte, ob ich alles verkraftet habe. Es sei ok, wenn es nicht so wäre und ob ich darüber reden will.
Ein furchtbares Bild war das dort. Ich versuchte im Krankenhaus Herr der Lage zu sein, zu trösten und ein Gefühl von Sicherheit zu bieten. Doch war ich wahrscheinlich die, die am Hilflosesten war...
Der Bewohnerin geht es mittlerweile wieder gut und so denke ich kaum noch an diesen Morgen. Doch ganz werde ich diesen Tag wohl nie vergessen können. Denn kurz vor Feierabend war plötzlich alles anders...

Ich wollte meine Jacke anziehen. Eine andere Kollegin war da. Sie weinte. Sie schloss plötzlich die Tür, damit uns niemand hörte. Sie sagte etwas aber es erreichte mich nicht. Sie sagte irgendwas mit K. Sie hätte wohl auch einen Unfall gehabt. Wieso weinte sie denn? fragte ich mich. Alles was ich sagte war Nein. Immer wieder Nein. Nein Nein Nein. Bis ich sehr langsam begriff...
An das was danach geschah kann ich mich nicht ganz genau erinnern. Vielleicht bezeichnet man das als Schock-Zustand.
Es hatte geschneit. Ich bin umher geirrt. Ich musste einkaufen. Wusste nicht mehr was und hab mich im Supermarkt verlaufen. Der Mann an der Kasse war freundlich zu mir und lächelte und ich hatte einen Kloß im Hals. Ich traf ein weitere Kollegin unterwegs. Sie wolle jetzt für K. eine Andacht machen. Ich komme nach flüsterte ich ihr. Es schneite immer weiter.
Die Andacht war das Schwerste. Während alle Erinnerungen zusammen trugen und Lieder sangen, sah ich aus dem Fenster wie im Laternenlicht der Schnee fiel. Da war ein unbeschreiblich großer Druck auf meiner Brust. Ich ging nach Hause.

Alles war still. Und alles was ich noch weiß ist das ich zusammenbrach. An den Abend kann ich mich nicht mehr erinnern. Auch nicht an das Telefonat. Nur einen Gedanken hatte ich...

K. war einfach nicht mehr da...

Mittwoch, 6. März 2013

the part of me that hit the wall II

Seit ich auf der neuen Station arbeite, habe ich regelmäßig Rückenprobleme. Und auch in dieser wunderbaren Woche bekam ich meine vertrauten Rückenschmerzen.
Also durfte ich nach Arbeitsschluss mein Papierkram und meine Telefonate vom Bett aus erledigen, da ich mich kein Zentimeter bewegen konnte. (Einmal war es so schlimm, dass ich Tagelang einen steifen Hals hatte und ich mich kaum bewegen konnte)
Hinzu kam eine grandiose Grippewelle, die unsere gesamte Arbeit lahm legte. Jeden Tag kam eine andere Krankmeldung. Und wie zu erwarten, bekam auch ich Fieber, Husten und Schnupfen.
Da lag ich nun im Bett abends um 5, mit glühenden Kopf, mit Rückenschmerzen, völlig erschöpft. Jeder normale Mensch, würde sich nun auch krank schreiben lassen, jedoch konnte ich nicht. Ich brauchte die letzten Tage der Einarbeitung.

Ich fühlte mich so verlassen von allem. Ich musste mit der Situation klar kommen. Ich muss die nächsten Schichten alleine durch stehen. Ich habe für meine 19 Jahren eigentlich zu viel Verantwortung. Ich war wütend, enttäuscht und krank. Jeden Abend erzählte ich meiner Mutter, dass was mir heute wieder weh tut. Wie sehr mich alles aufregt. Wie wütend ich auf alles bin. Und wie (gesundheitlich) schlecht es mir geht.

Mein Höhepunkt der Woche war als mir schwarz vor Augen wurde, ich zusammen klappte und zu Boden viel...