Donnerstag, 8. Dezember 2011

Versteckte Geschichten 1: I won't let you close enough to hurt me.

Ich kann mich noch an den ersten Tag meines FSJ erinnern. E. übernahm die Aufgabe mich einzuarbeiten.
Ich sah sie und sie brauchte damals nicht zu sagen, wie sie hieß. Ein so wunderschöner Name, zu so einer wunderschönen Seele, wie sie es hat.
Schon am ersten Tag sagte sie etwas zu ihren blauen Flecken an ihren Armen, weil ein Bewohner auf diese zeigte. Sie drehte sich lächelnt um und meinte, dass das normal ist, da sie Blutverdünner nehme, und bei einen kleinen Stoß schon so ein großen Fleck verursache. Ich nickte verständnisvoll und naiv, weil ich dachte, es wird schon stimmen.
Doch jeder Andere außer ich, kann sich schon vorstellen, woher diese blauen Flecken wirklich her kommen.
Nach zwei Wochen erfuhr ich, dass E. nicht verheiratet ist. Nur ein Freund, der bei ihr wohnt.
''Den wird sie wohl auch nicht los, was?''
''Sie spricht ja nie darüber. Aber diese blaue Flecken an ihren Unterarmen sagen wohl alles.''
Ich wusste, worauf die beiden Betreuerinnen hinaus wollten. Ich wollte unbedingt, dieses Missverständnis klar stellen. Es war doch nicht so. Sagte, die blauen Flecken sind so schlimm, weil sie Blutverdünner nehme. Ich wollte weiter ausholen, wurde aber je unterbrochen...
''Frauen die geschlagen werden, lassen sich so einiges einfallen woher sie ihre Schrammen haben, glaub mir.'' sagte die Eine und wendete sich wieder ihrer Arbeit zu, als ob dieses Gespräch nie stattgefunden hat.
Naiv und völlig verständnislos saß ich am Tisch. Starrte auf meine Hände, die sich immer wieder zu einer Faust ballten.. Erst verkrampften sie sich, lockerten sich aber wieder. Immer wieder in einem bestimmten Rhythmus. Wie ein Herz, das pulsierte.
Einige Tage später, sah ich einen Berricht im Fernsehen, über Frauen die geschlagen wurden. Gebannt starrte ich auf den Bildschirm. Die Frauen erzählten, was sie sich für Geschichten ausdachten. ''Die Treppe runtergefallen'' ''Nicht richtig aufgepasst.'' ''Hab mich gestoßen''
Meine Mutter drehte sich um und war entsetzt: ''Kind, warum weinst du denn?''
Ja ich weinte, weil ich an E. denken musste. Wie ungerecht ist die Welt?
Von da an, sah ich nur noch diese traurigen Augen unter diesen sanften Lächeln. Immer wenn ich E. sehe, will ich sie einfach nur in den Arm nehmen. Aber stattdessen versuche ich sie immer mal wieder zum lachen zu bringen. Damit ihr Lächeln auch mal ihre Augen erreicht.

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